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Habilitationsprojekt Dr. Jutta Schumacher

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Orientalisches Seminar / Judaistik
Habilitationsprojekt von Dr. phil. Jutta Schumacher
bei Prof. Dr. Gabrielle Oberhänsli-Widmer


Die mittelalterlich-hebräische Fabelsammlung Mishle Shu’alim von Berechja ben Natronaj haNakdan. Deutsche Übersetzung des Erstdrucks Mantua 1557-58 mit philologischem und quellengeschichtlichem Kommentar


Die mittelalterliche Fabelsammlung Mishle Shu’alim (‚Fuchsfabeln’) von Berechja ben Natronaj haNakdan ist die umfangreichste Fabelsammlung in der hebräischen Literaturgeschichte und ein wichtiges Dokument für die hebräische Philologie. Gleichzeitig ist das um 1200 in Frankreich entstandene Werk für die europäische Fabelforschung von großer Bedeutung, gehört es doch primär in den lateinisch-romanischen Strang der Überlieferungstradition und steht quellengeschichtlich in der Nähe des Esope der Marie de France. Allerdings hat die europäische Fabelforschung den ‚europäischen’ Fabelautor Berechja weitgehend vernachlässigt, was daran liegen mag, dass der hebräische Text nicht als präzise Übersetzung in eine der heutigen Großsprachen vorliegt. Im Unterschied zu anderen mittelalterlichen Fabelwerken steht bei Berechja nicht die Belehrung im Vor-dergrund, der unterhaltende Zweck ist dem der Belehrung gleichgeordnet. Spezifisch jüdischer Einfluss zeigt sich durch zahlreiche Bibel- und Talmudreminiszenzen – im Sinne des hebräischen Musivstils sind oft ganze Passagen mittels aneinandergereihter Bibelzitate nacherzählt, ohne dass der überlieferte Handlungsverlauf wesentlich verändert wird. Berechjas ‚Fuchsfabeln’ können als eine Art Bindeglied zwischen europäisch-weltlicher und jüdisch-religiöser Erzählliteratur gelten und sollten aus diesem Blickwinkel einen neuen Stellenwert finden.
Die Fabelsammlung ist in mehreren Handschriften und Drucken überliefert. Der Erstdruck Mantua 1557-58, auf den alle späteren Drucke zurückgehen, umfasst 107 Fabeln, die Ausgabe von Habermann (Jerusalem 1946) ist durch die Berücksichtigung von vier Handschriften auf 119 Fabeln erweitert. Um Berechjas Fabeln einem größeren Publikum zugänglich zu machen, habe ich sie ins Deutsche übersetzt und plane eine zweisprachige Ausgabe, die die versgetreue Übersetzung parallel zum hebräischen Original darstellt. Der Ausgabe wird ein mehrteiliger Kommentar beigegeben: eine quellengeschichtliche Analyse, eine sprachwissenschaftliche Analyse, ein Index der benutzten Bibel- und Talmudzitate, Textinterpretationen ausgewählter Fabeln und ein Katalog der vorkommenden Tierfiguren und ihrer Charakterisierungen.

Orientalisches Seminar

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