International Workshop „Muslim translations of the Qur’an in the modern nation state“
Veranstalterin: Prof. Dr. Johanna Pink
Der Workshop brachte acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Universitäten in Deutschland, den Niederlanden und den USA zusammen, die einen gemeinsamen Sonderband des Journal of Qur’anic Studies zu muslimischen Koranübersetzungen vorbereiten. Die Vorträge und intensiven Diskussionen befassten sich mit strukturellen und inhaltlichen Dimensionen von Koranübersetzungen ins Englische, Türkische, in Bahasa Indonesia, Urdu, Swahili und die Sprachen des ehemaligen Jugoslawien. Übergreifende Aspekte betrafen unter anderem internationale Akteure wie Saudi-Arabien und die Ahmadiyya sowie die Reflexion von Auseinandersetzungen um Orthodoxie und Orthopraxie in den Übersetzungen. So wurde zum Beispiel die Frage diskutiert, ob und wie Übersetzer Hadithe berücksichtigen, die eine Koranauslegung vorgeben, die die Abwertung von Juden und Christen beinhaltet. Andere Beiträge befassten sich mit Konflikten um die korrekte rituelle Praxis etwa im Hinblick auf das Gebet oder die Mondsichtung; es stellte sich die Frage, inwieweit sich die Position von Übersetzern in diesen Konflikten in ihrer Wortwahl widerspiegelt. Immer wieder debattierten die Teilnehmenden die Abgrenzung zwischen Koranübersetzung und Korankommentar; diese Grenze verläuft fließend, wie sich zum Beispiel in einem südasiatischen Versuch zeigt, den Koran als revolutionäres Manifest zu lesen. Ebenso steht die exegetische Tradition im Hintergrund der Entscheidungen von Übersetzern, den Koran wörtlich oder metaphorisch zu übertragen, etwa mit Bezug auf Aussagen über „Gottes Thron“ oder „Gottes Gesicht“.
