Das üble Büble

Lea Goldberg, Das üble Büble

aus dem Hebräischen von Raban Kluger

Ich war gestern im Haus meiner Tante
Ich sagte "Hallo" und ich sagte "Danke"
Ich sagte "Entschuldigung" und "Bitteschön"
Ich fragte immerzu: "Ist es erlaubt? Erlaubst du’s?"
Ich weiß nicht, wie es geschah –
Plötzlich trat es hervor im Oberstüble – das üble Büble
Ich sagte: "Du blöde Kuh!"

Und Mutter errötete heftig und sagte:
"Gad, schäm dich! Das ist furchtbar, schrecklich!"
Und Vater sagte: "Es ist wirklich nicht zum Lachen!
Ein Schüler der ersten Klasse verhält sich wie ein dummer Bub!"
Wie soll ich ihnen erklären, dass dies nicht ich bin?
Es ist das üble Büble, das gefahren ist ins Oberstüble –
Immer tritt es in mir auf ohne jeden Wink,
das üble Büble.

Ich spielte gestern im Hof zusammen mit Jocheved
Ich gab ihr mein Auto und eine Eisenbahn,
Ich ließ sie gewinnen beim Murmelspiel
Die röteste und größte
Ich weiß nicht, wie es geschah –
Plötzlich trat es hervor im Oberstüble – das üble Büble
Ich stieß sie und sie stürzte.

Und ihre Mutter zürnte und sagte:
"Rüder Kerl! Furchtbar, schrecklich!"
Und ihre Großmutter kam heraus und sagte:
"Weine nicht, weißt du, Gad ist ein übles Büble!"
Dann sagte ich zu ihr: "Eselin!"
Es ist wirklich schlimm: Sie verstehen nicht –
Es ist das üble Büble, das gefahren ist ins Oberstüble
Immer tritt es in mir auf ohne jeden Wink,
das üble Büble!

"Hau ab von hier!" Ich bitte dich,
weil scheiden von dir will ich mich,
aber es klammert sich und peinigt mich!
Schon alles habe ich versucht, aber ich habe keine Wahl.
Was mache ich mit ihm, dem üblen Büble?
Oder vermutlich wird es – weil ich etwas größer sei –
sich trennen und ich bin am Ende frei?

(1959)

Goldberg, Lea, Ha-jeled ha-ra’, Bnei-Brak 2005.